Das sind 20 Jahre, in denen das jüdische Leben in Breisach der vergangenen Jahrhunderte erlebbar und erfahrbar gemacht wurde. Anfang Juli war ich zur Jubiläumsfeier vor Ort – es war eine eindrückliche Veranstaltung, bei der auch zahlreiche Familienangehörige aus den USA und aus Israel zu Gast waren, deren Vorfahren im damaligen jüdischen Gemeindehaus lebten.
Das Blaue Haus erzählt die Geschichte jüdischen Lebens in Breisach durch die Linse der Familie Eisemann. Diese Form der personalisierten Erinnerungskultur wird immer wichtiger, gerade auch in Bezug auf die abscheulichen Menschheitsverbrechen der Nazis und insbesondere in Bezug auf die Menschen, an denen sie diese Verbrechen begangen haben. Denn meine Generation ist mit die letzte, die direkten Kontakt mit Überlebenden hat oder hatte, die mit Zeitzeugen über deren Leid sprechen kann und konnte. In meiner Jugend war es noch selbstverständlich, dass man in der Schule nicht nur ein KZ besucht, sondern auch, dass wir im Unterricht oder in Veranstaltungen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocausts gesprochen haben. Die Zeitzeugen werden weniger, doch deren Schicksale dürfen nicht in Vergessenheit geraten, sondern müssen sichtbar bleiben. Denn sie machen fassbar, dass hinter jeder abscheulichen Gräueltat der Nazis Gesichter und Menschen stecken. Menschen, die die Gräueltaten erleiden mussten. Menschen, die zeigen wie wichtig es ist, weiter zu erinnern. Menschen, die klar machen, dass es keinen Schlussstrich geben darf. Das gilt in einer Zeit, in der Rechtsradikale in Deutschland zum Landrat oder Bürgermeister gewählt werden, mehr denn je.
Deshalb: Vielen Dank allen, die ehrenamtlich oder hauptamtlich daran arbeiten, dass es das Blaue Haus auch noch 20 weitere Jahre und darüber hinausgibt.
Fotos: Andreas Nicolaus Vetrone